Tragödie von Frank Wedekind
Regie: Verena Kirchner, ausgebildete Jugendspielleiterin
Hat Wedekinds „Kindertragödie“ in Zeiten von Wikipedia und Internetpornographie ihre Bedeutung verloren?
Heute würde man sie als eine düstere Coming of Age Story beschreiben, angesiedelt in der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen die Kinder selbst: Melchior, Moritz, Wendla, ihre Schulkollegen, ihre Freunde – verloren zwischen dem Erwachen ihrer Sexualität und der Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft. Diese stellt bei Wedekind die Elterngeneration dar: spießig, scheinheilig und vom selbst auferlegten Moralkodex so gefangen, dass er ihnen wichtiger ist, als die Kinder, die daran zerbrechen.
Zur Bühne gebracht wird Frühlings Erwachen in Schauspielhäusern meist von einem erwachsenen Ensemble. Bei uns sind es die ‚Kinder‘ selbst, die sich hineinversetzen in eine Generation vor ihnen, und dabei entdecken, dass manches vielleicht inzwischen einfacher ist, aber dass das Erwachsenwerden und das Suchen nach dem eigenen Platz in der Welt nach wie vor eine Herausforderung sind.